Versionen vergleichen von : Die Digitalisierung des goldenen Zeitalters – Editionsproblematik und stilometrische Autorschaftsattribution am Beispiel des Quijote

AltNeu
7 7
8 DOI: 10.17175/2018_004_v2 8 DOI: 10.17175/2018_004
9 Nachweis im OPAC der Herzog August Bibliothek: 1822671604 9 Nachweis im OPAC der Herzog August Bibliothek: 101141175X
10 Erstveröffentlichung: 28.09.2018 10 Erstveröffentlichung: 28.09.2018
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12Version 2.0 veröffentlicht am : 14.11.2022
13 11
18 16
19 Letzte Überprüfung aller Verweise: 12.10.2022 17 Letzte Überprüfung aller Verweise: 26.09.2018
20 18
22 20
23 Empfohlene Zitierweise: Nanette Rißler-Pipka: Die Digitalisierung des goldenen Zeitalters – stilometrische 21 Empfohlene Zitierweise: Nanette Rißler-Pipka: Die Digitalisierung des goldenen Zeitalters – Editionsproblematik und
24 Autorschaftsattribution am Beispiel des Quijote. In: Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften. Wolfenbüttel 2022. Erstveröffentlichung vom 28.09.2018. Version 2.0 vom 14.11.2022. text/html Format. DOI: 10.17175/2018_004_v2 22 stilometrische Autorschaftsattribution am Beispiel des Quijote. In: Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften. Wolfenbüttel 2018. text/html Format. DOI: 10.17175/2018_004
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29 27
30 AbstractSpaniens Goldenes Zeitalter scheint wie geschaffen für die quantitative Textanalyse. 28 Abstract
29 Spaniens Goldenes Zeitalter scheint wie geschaffen für die quantitative Textanalyse.
31 Gibt es doch zahlreiche Texte und verschiedene Editionen in digitalisierter Form in 30 Gibt es doch zahlreiche Texte und verschiedene Editionen in digitalisierter Form in
46 Literaturgeschichte und -wissenschaft zu diskutieren. 45 Literaturgeschichte und -wissenschaft zu diskutieren.
46
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68 Version 2.0 (08.06.2021)
69 Es wurden folgende Änderungen vorgenommen: Inhaltliche Anpassungen, wie sie von den
70 Gutachten angemerkt worden sind. Aktualisierung und Ergänzung der bibliographischen
71 Angaben. Formale Korrekturen.
72 67
94 89
95 [1]Spaniens goldenes Zeitalter (Siglo de Oro) bietet sich literaturgeschichtlich 90 Spaniens goldenes Zeitalter (Siglo de Oro) bietet sich literaturgeschichtlich
96 betrachtet in doppelter Weise für die Digitalisierung an. Zum einen gilt es als 91 betrachtet in doppelter Weise für die Digitalisierung an. Zum einen gilt es als
97 wichtigste literarische, kulturelle Epoche Spaniens und hat neben dem klassischen 92 wichtigste literarische, kulturelle Epoche und hat neben dem klassischen Theater
98 Theater (comedia, teatro clásico), der Lyrik (Góngora) bis hin zum Roman (vom 93 (comedia, teatro clásico), der Lyrik (Góngora) bis hin zum Roman (vom Lazarillo zum Quijote) die Weltliteratur geprägt. Zum anderen sind die Texte des 16.
99 Lazarillo zum Quijote) die Weltliteratur geprägt. Zum anderen sind die Texte des 94 und 17. Jahrhunderts nicht mehr von Urheberrechten betroffen, die es im Falle einer
100 16. und 17. Jahrhunderts nicht mehr von Urheberrechten betroffen, die es im Falle
101 einer
102 digitalen Veröffentlichung zu beachten gäbe. Außerdem waren die Jahre zwischen 2005–2016 95 digitalen Veröffentlichung zu beachten gäbe. Außerdem waren die Jahre zwischen 2005–2016
103 von zahlreichen 400-jährigen Jahrestagen vom ersten Quijote bis 96 von zahlreichen 400-jährigen Jahrestagen vom ersten Quijote bis
104 hin zu Cervantes’ Todestag bestimmt und haben so Fördermittel auch für 97 hin zu Cervantes‘ Todestag bestimmt.
105 Digitalisierungsprojekte gebracht.
106 98
107 [2]Doch in welcher Form liegen die Klassiker der spanischen Literatur vor? Treffen wir 99 Doch in welcher Form liegen die Klassiker der spanischen Literatur vor? Treffen wir
108 nur 100 nur
119 111
120 [3]In einem zweiten Schritt wird exemplarisch für andere zahlreiche ungeklärte 112 In einem zweiten Schritt wird exemplarisch für andere zahlreiche ungeklärte
121 Autorschaften im Siglo de Oro der Fall des falschen oder apokryphen zweiten Teils 113 Autorschaften im Siglo de Oro der Fall des falschen oder apokryphen zweiten Teils
130 es 122 es
131 ranken sich darum viele Expert*innendiskussionen.[4] 123 ranken sich darum viele Expertendiskussionen.[4]
132 [4]Diese offene Frage um die Identität Avellanedas hat innerhalb der 400 Jahre 124 Diese offene Frage um die Identität Avellanedas hat innerhalb der 400 Jahre
133 Quijote-Forschung zu zahlreichen Thesen geführt, die aktuell durch die Verfügbarkeit 125 Quijote-Forschung zu zahlreichen Thesen geführt, die aktuell durch die Verfügbarkeit
144 DH-Konferenz in London eher als Test ihres Tools (JGAAP) vor, ohne weitere 136 DH-Konferenz in London eher als Test ihres Tools (JGAAP) vor, ohne weitere
145 Öffentlichkeit zu suchen;[5] noch kümmert sich die Hispanistik um diese vermutlich als 137 Öffentlichkeit zu suchen;[5] noch kümmert
146 abseitig empfundene These aus der Stilometrie. Die These von Coufal / Juola 138 sich die Hispanistik um diese vermutlich als abseitig empfundene These aus der
147 widerspricht zudem der gängigen Meinung, dass Cervantes ab dem 60. Kapitel des 2. 139 Stilometrie. Die These von Coufal / Juola widerspricht zudem der gängigen
148 Bandes 140 Meinung, dass Cervantes ab dem 60. Kapitel des 2. Bandes des Quijote seinen Stil ändere, weil er ab diesem Zeitpunkt von der
149 des Quijote seinen Stil ändere, weil er ab 141 Existenz des Avellaneda-Buches erfuhr.[6] Gerade dieser Stilwechsel innerhalb des zweiten
150 diesem Zeitpunkt von der Existenz des Avellaneda-Buches erfuhr.[6] Gerade dieser Stilwechsel innerhalb des zweiten
151 Quijote-Bandes von Cervantes wird auch in 142 Quijote-Bandes von Cervantes wird auch in
155 146
156 [5]Insgesamt soll dieser Beitrag dazu dienen, beide Seiten, die Hispanistik und DH, in 147 Insgesamt soll dieser Beitrag dazu dienen, beide Seiten, die Hispanistik und DH, in
157 Dialog zu bringen.[7] 148 Dialog zu bringen.[7]
158 Ausgehend vom Konferenzpaper »Der falsche Quijote. Autorschaftsattribution für 149 Ausgehend vom Konferenzpaper Der falsche Quijote. Autorschaftsattribution für
159 spanische Prosa der frühen Neuzeit« (DHd2016, Leipzig) konzentriert sich die 150 spanische Prosa der frühen Neuzeit (DHd2016, Leipzig) konzentriert sich die
160 Studie im Folgenden auf die Schwierigkeiten einer stilometrischen Analyse im Kontext 151 Studie im Folgenden auf die Schwierigkeiten einer stilometrischen Analyse im Kontext
166 157
158
167 2. Digitale Textgrundlage für spanische Literatur der frühen Neuzeit – Verfügbarkeit 159 2. Digitale Textgrundlage für spanische Literatur der frühen Neuzeit – Verfügbarkeit
170 162
171 [6]Der Aufbau eines umfangreichen, repräsentativen und qualitativ verlässlichen Korpus 163 Der Aufbau eines umfangreichen, repräsentativen und qualitativ verlässlichen Korpus
172 ist 164 ist
220 212
213
221 3. Der falsche Quijote von Avellaneda: ein Literaturstreit mit Cervantes 214 3. Der falsche Quijote von Avellaneda: ein Literaturstreit mit Cervantes
222 215
223 [7]Schon zu Cervantes’ Zeiten begann die Diskussion um Text, Autor, Eigentum in einer 216 Schon zu Cervantes’ Zeiten begann die Diskussion um Text, Autor, Eigentum in einer
224 Erfahrungsbericht des gleichnamigen Ich-Erzählers lesbar,Gómez Canseco 217 diffizilen Gemengelage von Druckgenehmigung, Editionen, Zensur und Plagiat. War der
225 2016. 218 Lazarillo de
219 Tormes (1554) noch als
220 Erfahrungsbericht des gleichnamigen Ich-Erzählers lesbar,[10] so entspann sich kurz danach schon die Frage um die
221 Autorschaft[11] und der beliebte
222 Text wurde nicht nur in der neu entstandenen Gattung des Schelmenromans fortgeführt,
223 sondern auch bewusst plagiiert. Auch kurz vor dem Fall des falschen Quijote (1614) musste sich bereits Mateo Alemán mit einem
224 ungebetenen Nachfolgeschreiber befassen, der nur ein Jahr vor Erscheinen seines eigenen
225 zweiten Teils des Guzmán de Alfarache einen
226 unter Pseudonym veröffentlichten apokryphen Guzmán
227 II publizierte.[12]
228 Entsprechend erzürnt über den Nachahmer, geißelt Alemán diesen mit Satire im Prolog
229 seines eigenen zweiten Teils.[13]
230 Das erscheint alles abenteuerlich, wenn man bedenkt, dass von 1487 bis ins 19.
231 Jahrhundert hinein die spanische Inquisition und Krone den Buchmarkt vollständig
232 kontrollierte. Wie können Zweifel über Autorschaften entstehen, wenn jeder Text, der
233 veröffentlicht werden sollte, zunächst von der Druckgenehmigungsbehörde (staatlich)
234 und
235 danach noch von der Inquisition (kirchlich) bewilligt werden musste? Ab 1558 waren
236 anonyme Bücher ebenso verboten wie ausländische, kritische oder im Ausland gedruckte
237 spanische Bücher.[14] Dennoch
238 verzeichnet CORDE für den Zeitraum 1558–1650 noch 18 anonyme Werke im Korpus für
239 spanische Narrativa (insgesamt 142), auch wenn es im Vergleich dazu von 1500–1558
240 verhältnismäßig viel mehr sind, nämlich 30 anonyme Prosawerke von nur 70, die in CORDE
241 aufgeführt sind. Angesichts der überschaubaren Anzahl an Akteuren im literarischen
242 Feld
243 des Siglo de Oro erscheint die These von Luis Gómez Canseco wahrscheinlich, dass
244 Cervantes seinen Plagiator kannte.[15] Woher
245 hätte dieser die Druckgenehmigung erhalten sollen, wenn nicht sein Name verifiziert
246 werden konnte? War der in den Prologen der jeweiligen Bücher ausgetragene Streit demnach
247 nur eine ›burla‹, ein Spaß im Sinne des Karnevals? Cervantes selbst weist in seinem
248 Prolog zum Quijote II darauf hin: Der Autor des
249 falschen Quijote verstecke sich hinter einem falschen Namen und
250 erdichte sich ein Vaterland.[16]
251 Umgekehrt lästert Avellaneda in seinem Prolog zum Quijote
252 II-A,[17] dass Cervantes selbst wohl zu alt für einen eigenen zweiten
253 Teil gewesen sei und auch durch eine Kriegsverletzung um eine Hand ärmer. Daher könne
254 er
255 hier ohne Scham als Autor einspringen.[18]
256 Daraufhin kontert Cervantes wiederum, dass man ein Buch ja nicht mit der linken Hand
257 schreibe, sondern mit dem Kopf und er sozusagen im Folgenden eigenen zweiten Teil
258 des
259 Quijote zeige, welcher der
260 »richtige« und »wahre« Quijote sei.[19] Auch
261 im Text selbst erfolgt vor allem bei Cervantes eine Reflexion über Autorschaft und
262 Originalität, die sich ohne den apokryphen Part von Avellaneda so vielleicht nicht
263 ergeben hätte und die sehr zur Modernität und zum Witz des in manchen Teilen auch
264 ausufernden zweiten Bandes beiträgt. So ›klaut‹ auch Cervantes bei Avellaneda, wenn
265 er
266 dessen Figur des Álvaro de Tarfe im eigenen Buch auftreten lässt und ihn dann mit
267 den
268 ›echten‹ Quijote und Sancho Panza konfrontiert, um den Ritter daraufhin schwören zu
269 lassen, nur diese beiden Figuren im Cervantes-Buch seien wahrhaftig der berühmte Quijote
270 und sein Knappe Sancho Panza, während die beiden Figuren, die er ›zuvor‹ im Avellaneda
271 Buch getroffen habe, Fälschungen seien. Diese Kommunikation zwischen den Büchern zeugt
272 von komplexen Erzählebenen und einem intellektuellen Witz, der typisch für Cervantes,
273 aber auch typisch für die Zeit ist. In der Sekundärliteratur wird oft betont, dass
274 der
275 Quijote II-A nicht in der gleichen Weise
276 witzig, intellektuell anspruchsvoll und eher angepasst an die Bedürfnisse der
277 Zensurbehörden sei wie derjenige von Cervantes. Vor allem stilistisch sei die Sprache,
278 die Avellaneda benutze, nicht auf dem gleichen Niveau und mit derselben Raffinesse
279 vorgebracht wie bei Cervantes. Auch die Überzeichnung der Sancho Panza-Figur bei
280 Avellaneda als bösartiger Menschenfeind stehe einem sich weiterentwickelnden, seinen
281 Herren spiegelnden Sancho bei Cervantes gegenüber.[20] Die
282 eigene Lektüre beider Bücher ist dabei immer von solchen Vorverurteilungen bestimmt
283 und
284 daher wäre eine stilistische Untersuchung, die nicht liest sondern rechnet,
285 möglicherweise eine Alternative.
226 286
227 287 Indiz für eine gemeinsam erdachte ›burla‹, d.h. die Inszenierung eines Autorschafts-
228 [5] 288 und Plagiatsstreits zur Belustigung und Täuschung (»engaño«) des
229 289 zeitgenössischen Publikums, das diese Art von Späßen gekannt und erwartet hat, ist
230 Vgl. Coufal / Juola 2010. Laut dieser Studie 290 außerdem Cervantes’ Aufforderung am Ende des ersten Teils, die Geschichte weiter zu
231 müsste Cervantes demnach nur die ersten 5 Kapitel des Quijote II selbst 291 dichten. Er nutzt dazu eine Referenz auf Ariosts Orlando
232 geschrieben haben. 292 furioso (1516, dt. Der rasende
233 293 Roland), dessen Ritterfigur in seiner Verrücktheit (furioso, rasend)
234 294 neben dem Amadís de Gaula (14. Jh.) Vorbild für die Quijote-Figur
235 [6] 295 war. Cervantes zitiert im Quijote I aus dem italienischen
236 296 Original: »Forsi altro canterà con miglior plectio« – »Den wohl ein
237 297 andrer singt in vollern Tönen«[21] und beendet mit
238 Vgl. Strosetzki 1991, 298 diesen letzten Worten das Buch. Das gleiche Zitat aus dem Orlando furioso findet sich in spanischer Übersetzung und um einen
239 S. 93; Ehrlicher 2008a, 299 Vers erweitert im ersten Kapitel des Quijote II
240 S. 42ff.; Blasco 300 von Cervantes: »Y cómo del Catay recibió el cetro, quizá otro cantará con mejor
241 2007, S. XVII; Gómez 301 plecto.« – »Und wie sie drauf sich ließ zu Catai krönen / Singt wohl ein
242 Canseco 2008, S. 33ff. 302 andrer einst in kühnern Tönen.«[22] Die Fortsetzung der Geschichte wird also nicht nur begrüßt,
243 303 sondern auch noch qualitativ höherwertig von einem anderen Autor in Aussicht gestellt
244 304 ( »miglior plectio«, »mejor plecto«, »toller«,
245 [7] 305 »kühner«). Avellaneda nimmt diesen Wink auf und verwendet die Figur des
246 306 rasenden Roland im Quijote II-A als Überschrift
247 In diese Richtungen gingen auch die Bemühungen 307 für sein sechstes Kapitel: »De la no menos estraña que peligrosa batalla que
248 von Eder, Jannidis, Rybicki, Schöch, Dalen-Oskam im Stilometrie Panel »Literary 308 nuestro caballero tuvo con una guarda de un melonar que él pensaba ser Roldán el
249 Concepts: The Past and the Future« der DH2016, Kraków, vgl. Eder et al. 2016a. 309 Furioso«.[23] Das Verweis- und Verschleierungsspiel der
250 310 intertextuellen Bezüge fordert den Geist ( »ingenio«,
251 311 »agudeza«) des Lesers heraus, um den Spaß, den der oder die Autor/en mit
252 [8] 312 ihm treiben, aufzudecken ( »desengaño«). Dieser Witz, der sich ja im
253 313 Täuschungsspiel, dem Quijote nun seitens seiner Leser aus dem ersten Teil zum Opfer
254 Vgl. Fradejas Rueda 2016, S. 199ff. 314 fällt (vgl. die lange Episode beim Herzog und der Herzogin), widerspiegelt, ist dem
255 315 zeitgenössischen Publikum nicht nur im Kontext des Quijote bekannt und trug sicher entscheidend zu seinem Erfolg
256 316 bei.[24]
257 [9] 317 Der aktuelle Boom in der Suche nach unbekannten, anonymen oder apokryphen Autoren
258 318 hängt
259 Vgl. Rosa Pérez 2016, S. 115ff. 319 zwar eng mit den Entwicklungen im Bereich der Stilometrie und der DH zusammen, aber
260 320 merkwürdigerweise verwenden die wenigsten Autorschaftsdetektive diese Methode. Daher
261 321 lohnt sich zunächst ein Blick auf die in diesem Bereich aktuell angewendeten Methoden
262 [10] 322 und Konzepte, bevor eigene Experimente mit Stilometrie und Cervantes / Avellaneda
263 323 folgen.
264 Vgl.
265 Spitzer 1959, S. 103:
266 Spitzer argumentiert ebenso wie später Barthes (in seinem Aufsatz zum Tod des Autors,
267 vgl. Barthes 1968), dass
268 der mittelalterliche Ich-Erzähler nicht zwischen Autor, Erzählung und Erfahrung
269 unterscheidet: »And we must assume that the mediaval public saw in the ›poetic I‹ a representation of mankind, that it was interested only in this representative rôle of the poet.«
270
271
272 [11]
273
274 Vgl. Rico 2010, S. 31–44.
275
276
277 [12]
278
279 Vgl. dazu Ehrlicher 2008a.
280
281
282 [13]
283
284 Alemáns Worte in der Widmung an Don Juan de Mendoza klingen kriegerisch und beginnen
285 mit einer »Antwort« auf den gemeinen Diebstahl: »Ya es conocida la razón que tengo
286 en responder por mi causa en el desafío que me hizo sin ella el que sacó la segunda
287 parte de mi Guzmán de Alfarache«, vgl. Alemán 2000.
288
289
290 [14]
291
292 Vgl. Delgado 2006, S. 465.
293
294
295 [15]
296
297 Vgl. Gómez Canseco 2014, S. 11.
298
299
300 [16]
301
302 Vgl. Cervantes 2005 [1615], S. 26.
303
304
305 [17]
306
307 Zur einfachen Unterscheidung wird das
308 Werk von Avellaneda im Folgenden durch Quijote II-A abgekürzt.
309 Vgl. Avellaneda 2011
310 [1614].
311
312
313 [18]
314
315 Avellaneda 2011 [1614], S. 106.
316
317
318 [19]
319
320 Cervantes 2005 [1615], S. 25–26.
321
322
323 [20]
324
325 Vgl. dazu die
326 ausführliche Darlegung des aktuellen Standes in der Sekundärliteratur bei Alvarez 2014.
327
328
329 [21]
330
331 Vgl. Cervantes 2011 [1605], S.
332 664; deutsche
333 Übersetzung von Ludwig Tieck im TextGrid Repository.
334
335
336 [22]
337
338 Vgl. Cervantes 2005 [1615], S.
339 42; deutsche
340 Übersetzung von Ludwig Tieck im TextGrid Repository – interessant ist hier die
341 Variation von »tollern« zu »kühnern« in der deutschen
342 Übersetzung.
343
344
345 [23]
346
347 Vgl. Avellaneda 2011, dt.: »Von dem nicht
348 weniger ungewöhnlichen wie gefährlichen Kampf, den unser Ritter mit der Wache eines
349 Melonenfeldes austrug, die er für den rasenden Roland hielt« (Übersetzung
350 Nanette Rißler-Pipka).
351
352
353 [24]
354
355 Dass es dabei gerade um Verstellung, Vorspiegelung und
356 besonderes Talent bei derselben geht, zeigt folgendes Zitat aus Cervantes’ Quijote II: »Reventaban de risa con estas cosas los duques,
357 como aquellos que habían tomado el pulso a tal aventura, y alababan entre sí la
358 agudeza y disimulación de la Trifaldi« (Cervantes 2005 [1615], S. 348) – »Über
359 alle diese Reden starben die Herzoge fast vor Lachen, da sie das Abenteuer
360 angeordnet hatten und im stillen die Klugheit und Verstellung der Dreischleppina
361 bewunderten.« Deutsche
362 Übersetzung von Ludwig Tieck im TextGrid Repository.
363
364
365 [25]
366
367 Vgl. dazu den von
368 Ehrlicher und anderen kritisieren Fall der Autorschaftsattribution zugunsten von
369 Alfonso de Valdés durch Rosa Navarro Durán: Ehrlicher 2008b.
370
371
372 [26]
373
374 Vgl. Navarro
375 Durán 2003; Suárez
376 Figaredo 2011; Suárez
377 Figaredo 2014; López-Vázquez 2011a.
378
379
380 [27]
381
382 Vgl. Attributionen für den Lazarillo: Madrigal 2003 (Cervantes
383 de Salazar), Madrigal
384 2008 (Arce de Otálora), Madrigal 2014 (erneut Arce de Otálora). Für
385 Avellaneda schlägt er sowohl Tirso de Molina als auch Lope de Vega vor (vgl. Madrigal 2009). Zur
386 Behauptung, der Stil sei wie die DNA eines Menschen zu entschlüsseln, vgl. Madrigal 2009, S. 193f. Zum
387 Widerruf vgl. Madrigal
388 2014, S. 90.
389
390
391 [28]
392
393 Vgl. Herrmann et al. 2015.
394
395
396 [29]
397
398 Vgl. de la Rosa / Súarez 2016, S. 385–388: Die Autoren stellen ebenfalls heraus, dass in den meisten Fällen Konkordanzen
399 (KWIC, key words in context) und biografische Details den Ausschlag bei Autorschaftsattributionen
400 geben, für den Fall des Lazarillo findet sich hier außerdem eine vollständige Liste der in der Forschung von 1607–2014
401 angeführten Autorschaftskandidaten.
402
403
404 [30]
405
406 López-Vázquez 2011b, S. 29; dt.: »Die Ergebnisse sind eindeutig. Von
407 den 15 Wörtern erscheint keines bei Tirso ... « (Übersetzung Nanette
408 Rißler-Pipka).
409
410
411 [31]
412
413 Vgl. zur unterschiedlichen Verwendung von
414 »artificio« in den drei Quijote-Bänden eine Detailanalyse von Ehrlicher 2016,
415 passim.
416
417
418 [32]
419
420 Vgl. den Nachweis einer nicht in der gleichen
421 Weise nachvollziehbaren CORDE-Suche im Fall von Madrigals Lazarillo-Autorschaftsattribution in Rißler-Pipka 2016, S. 329–332.
422
423
424 [33]
425
426 Vgl. Agulló
427 2010 und Agulló
428 2011, passim. Vgl. auch Ehrlicher
429 2008b.
430
431 [34]
432
433 Im Vorwort zur TextGrid-Ausgabe heißt es: »Es
434 handelt sich hier um ein anonymes Werk verschiedener Autoren, das u. a. auch Hurtado
435 de Mendoza zugeschrieben wird.« (vgl. Lazarillo de
436 Tormes im TextGrid Repository). Auch in der BVMC gibt es den entsprechenden
437 Eintrag einer Ausgabe, die Hurtado de Mendoza als Autor nennt, aber es gibt
438 daneben andere Ausgaben, die keine Autorinformation enthalten.
439
440
441 [35]
442
443
444 Vgl. zu dieser Debatte ausführlicher Jannidis 1999 oder Schaffrick / Willand 2014.
445
446
447 [36]
448
449 Vgl. dazu Calvo Tello 2015 und Calvo Tello 2016. Hier wurde R in der Version
450 3.2.3 und die Version 0.6.3 des stylo packages für R verwendet, vgl. Eder et al. 2013 und Craig et al. 2014 sowie
451 The R Project for Statistical
452 Computing 2015.
453
454
455 [37]
456
457 Vgl. für den spanischsprachigen Kontext Calvo Tello 2015 und Calvo Tello 2016 sowie de la Rosa 2016; für den
458 grundlegenden allgemeinen Kontext vgl. Eder et al. 2017 und Evert et al. 2016. Für eine stilometrische
459 Untersuchung mittelalterlicher Texte vgl. Viehhauser 2017.
460
461
462 [38]
463
464 Vgl. Strosetzki 1991, S. 112.
465 324
467 326
468 [39] 327 4. Die Autorschaftsattributionen im Vergleich
469 328
470 Vgl. Eder 2010. 329 Im spanischsprachigen Raum gibt es für die großen anonymen Klassiker wie den
471 330 Lazarillo de Tormes, aber auch für
472 331 Avellanedas Quijote seit etwa den 2000er Jahren eine beachtliche
473 [40] 332 Anzahl von Autorschaftsattributionen, die zum Teil von Wissenschaftlern durchgeführt
474 333 werden, die sich im Laufe der Zeit selbst widersprechen. Methodisch ist von
475 Vgl. dazu auch Blasco / Ruiz Urbón 2009, 334 philologischer Arbeit an Editionen (Vergleich verschiedener Erstausgaben und
476 S. 44, die darauf hinweisen, dass aufgrund dieser historischen Textsituation 335 vermeintlicher Dokumentenfunde) über hermeneutische Argumentationen bis hin zu
477 stilometrische Untersuchungen am Textmaterial des Siglo de Oro ohnehin nicht gesichert 336 pseudostatistischen Untersuchungen eine große Bandbreite abgedeckt. Die Attributionen
478 sein könnten. 337 werden oft über die linguistische Zeitschrift Lemir lanciert oder von einflussreichen Wissenschaftlern direkt mit
479 338 einer neuen Edition des Werkes inklusive neuer Autornamen herausgebracht.[25]
480 339 Die in Spanien gängige Praxis häufiger Neu-Editionen der Klassiker führt nicht zwingend
481 [41] 340 zu mehr Wettbewerb und mehr Qualität, sondern zu einer unübersichtlichen Anzahl von
482 341 Textfassungen und einem Mangel an editorischer Sorgfalt. Oft sind es die gleichen
483 Dabei ist »mesmo« natürlich viel weniger gebräuchlich 342 Wissenschaftler, die sich zum Teil mit detektivischer Leidenschaft ›ihrem‹ unbekannten
484 als die bei den meisten Editionen umgewandelte modernere Form »mismo«. 343 Autor zuwenden und mit dieser Attribution auch gleich eine Edition des Werkes
485 Letztere belegt im Korpus, je nach Zusammensetzung z. B. Platz 131, während 344 verbinden.[26]
486 »mesmo« gleichzeitig auf Platz 649 landet. Interessant ist, dass im 345 So schlägt allein Luis Madrigal in den Jahren 2003–2014 zwei verschiedene Autoren
487 Quijote II-A und im Quijote II beide Formen auftauchen, während im 346 für
488 Quijote I nur »mismo« 347 den Lazarillo vor und zwei verschiedene für Avellaneda. 2014 hat
489 verwendet wird. Alle drei Texte entstammen der BVMC und wurden von Florencio Sevilla 348 Madrigal seine Aussage von 2003 und 2009 widerrufen, dass man den Stil eines Autors
490 Arroyo ediert: Edición de Florencio Sevilla Arroyo in der BVMC. 349 so
491 350 gut wie seine DNA bestimmen könne.[27] Er ging z.B.
492 351 davon aus, dass bestimmte Ortsnamen oder auch einzelne Phrasen den Autorstil
493 [42] 352 kennzeichnen. Das sind für sich allein genommen schon recht ungewöhnliche Thesen,
494 353 die
495 Vgl. dazu Evert et al. 2016, S. 64ff. und allgemein Eder 2013, passim. 354 jegliche Stildiskussionen der vergangenen 50 Jahre ebenso ignorieren wie aktuelle
496 355 digitale Methoden. Stil ist eine komplexe Zusammenkunft von zählbaren und durch
497 356 Interpretation bestimmten Elementen. Die literaturwissenschaftliche und linguistische
498 [43] 357 Stildiskussion erstreckt sich nicht ohne Grund über verzweigte Theorien, die zwar
499 358 vor
500 Vgl. Jannidis et al. 2015. 359 allem in der literaturwissenschaftlichen Forschung kaum noch Anwendung finden, aber
501 360 aktuell durch die quantitative Textanalyse wieder diskutiert werden.[28]
502 361 Wie gehen nun die ›Autorschaftsdetektive‹ vor? In der überwiegenden Mehrzahl wird
503 [44] 362 mit
504 363 Konkordanzen gearbeitet, wobei entweder die Häufigkeit oder die Seltenheit entscheidend
505 Vgl. Strosetzki 1991, S. 114. 364 ist. Einfacher ist es natürlich bestimmte Ausdrücke zu finden, die angeblich nur in
365 dem
366 fraglichen anonymen oder apokryphen Werk vorkommen – dann aber passenderweise auch
367 nur
368 noch in dem einen oder mehreren Werken des favorisierten Autors. In dieser Weise
369 vergleicht z.B. in der jüngsten Edition des Quijote von Avellaneda der Herausgeber
370 López-Vázquez 15 Substantive in jeweils einem Werk von 6 verschiedenen Autoren, außerdem
371 noch 10 Adjektive in der gleichen Auswahl. Daraus dann abzuleiten: »Los resultados
372 son más claros, de las 15 palabras en Tirso aparece ninguna ...«,[29] ist schon wissenschaftlich bedenklich, um nicht zu sagen
373 pseudostatistisch. Ganz zu schweigen von der unterschiedlichen Bedeutung, die ein
374 Wort
375 wie »artificio« (das sich in der Liste von López-Vázquez befindet) in den
376 Werken erhalten kann.[30] Ähnlich funktionieren sogenannten Passagenvergleiche, d.h. kleine
377 Textabschnitte werden direkt miteinander verglichen und – wie erwartet – finden sich
378 in
379 genau diesen Passagen zahlreiche Ähnlichkeiten. Mit ganz anderer Zielrichtung als
380 López-Vázquez stellt in diesem Zusammenhang Martín Jiménez die beiden zweiten Teile
381 des
382 Quijote von Cervantes und Avellaneda gegenüber (vgl. Abbildung 1).
506 383
508 385
509 [45] 386 Abb. 1: Visualisierung in Jiménez 2016, S. 34.
510 387
511 Vgl. Eder et al. 2017, S. 13. Man 388 Martín Jiménez’ These lautet, dass Cervantes von seinem apokryphen Nachahmer
512 könnte den Wert, wenn man weiterhin bis zu 5.000 Wörter vergleichen möchte, nicht sehr 389 abgeschrieben habe und nicht umgekehrt. Cervantes habe das Werk Avellanedas vor
513 viel höher als 20 ansetzen, weil bei 100 alle Wörter der Wortliste in allen Texten 390 Erscheinungsdatum gekannt und konnte sich daher daran orientieren. Dies soll der obige
514 des 391 Vergleich der Eingangspassagen beider Werke belegen. Erstens ist es jedoch folgerichtig,
515 Korpus vorhanden sein müssten. Auf diese Weise würde man kaum noch eine 5.000 Wörter 392 dass beide zweite Teile des Quijote ähnlich
516 lange Liste zusammenstellen können. 393 beginnen, weil sie beide die Ankündigung aus dem ersten Teil aufnehmen (müssen) und
394 den
395 »dritten Ausritt« (tercera salida) des Quijote ankündigen. Auch der
396 Erzähler (Aisolan bei Avellaneda, Hamete Benegeli bei Cervantes) wird von beiden ähnlich
397 gewählt und bezieht sich auf den vorangegangenen ersten Teil. Es ist leicht ersichtlich,
398 dass solche Vergleiche einen sehr großen Interpretationsspielraum lassen, der ohne
399 Zweifel in jeder Werkanalyse enthalten ist. Wissenschaftlich bedenklich wird es
400 allerdings, wenn mit Zahlen und Worten als Fakten operiert wird, deren Interpretation
401 als logische oder mathematische Wahrheit präsentiert wird (z.B. im Fall von
402 López-Vázquez). Zum Teil finden sich auch schlichte Falschangaben, die leicht überprüft
403 werden könnten, aufgrund der schieren Masse von Konkordanzen wird sich aber kaum jemand
404 die Mühe machen.[31]
405 Auch vermeintliche Dokumentenfunde sind nach über 400 Jahren zum einen unwahrscheinlich
406 und zum anderen müssen auch diese mit entsprechender wissenschaftlicher Präzision
407 untersucht werden. Die Dokumentenfunde, die Mercedes Agulló anführt, um Hurtado de
408 Mendoza als Autor des Lazarillo zu definieren,
409 sind allerdings wenig präzise und in der Hispanistik nicht auf Anerkennung
410 gestoßen.[32] Für die
411 Literaturwissenschaft, die mit den Texten und Metadaten (wozu auch der Autorname gehört)
412 arbeiten möchte, ist die Arbeit der Editionsphilologen immer eine geschätzte und
413 verlässliche Prädisposition der eigenen Arbeit gewesen. Gerade die Digitalisierung
414 ganzer Bibliotheken sollte die Sorgfalt in diesem Bereich erhöhen, da man auf diese
415 Weise Metadaten und Texte in großer Anzahl auswerten kann, um daraus Schlüsse zu ziehen,
416 die sich auf ein großes Korpus beziehen – die Überprüfung der einzelnen Daten und
417 Texte
418 kann in diesem Umfang nicht mehr erfolgen. Leider finden fragwürdige
419 Autorschaftsattributionen immer wieder Eingang in seriöse digitale Bibliotheken. So
420 wird
421 z.B. bis heute Hurtado de Mendoza als Autor des Lazarillo im Textgrid-Repositorium geführt (vgl. Abbildung 2), obwohl im entsprechenden Werk selbst
422 darauf hingewiesen wird, dass dessen Autorschaft umstritten ist und in der Hispanistik
423 das Werk weiterhin unter anonymem Verfasser geführt wird.[33] Für Avellaneda
424 und den falschen Quijote ist das Problem nicht in gleicher Weise vorhanden, weil hier
425 zumindest ein Name, wenn auch ein Pseudonym, eingetragen werden kann und so keine
426 Leerstelle im Bibliothekskatalog entsteht, die mit fragwürdigen Kandidaten gefüllt
427 werden könnte.
517 428
518 429
519 [46]
520 430
521 Vgl. Martín Jiménez 2016, S. 34 (vgl. auch Abbildung 1). 431 Abb. 2: Fensteransicht der Suchabfrage »Lazarillo«
432 in TextGrid Repository.
433
434 Die Folgen solcher nicht sicher belegbaren Autorschaftsattributionen sind immens,
435 wie
436 man am TextGrid-Beispiel sieht. Sämtliche Bibliotheksnutzer, die sich zuvor nicht
437 näher
438 mit dem Werk auseinander gesetzt haben, müssen annehmen, Hurtado de Mendoza sei der
439 Autor des Lazarillo de Tormes. Die Falschanagabe
440 setzt sich unweigerlich in Werken fort, in denen diese Ausgabe zitiert und
441 möglicherweise noch zusätzlich die hier angegebene Biographie von Mendoza genutzt
442 wird,
443 um Rückschlüsse auf das Werk, das ihm zugeschrieben wurde, zu ziehen. Denn dieser
444 Autorname oder auch ein anderer nimmt unweigerlich Einfluss auf die Lektüre des Werkes
445 selbst, unabhängig davon, ob sich der Rezipient die Theorien vom »Tod des
446 Autors« (Barthes, Foucault) zu eigen macht oder nicht.[34]
522 447
523 448
524 [47] 449 5. Stilometrie mit R für spanische Literatur der frühen Neuzeit: Korpus, Methode,
525 450 Ergebnisse
526 Vgl. Coufal / Juola 2010 oder Strosetzki 1991, S. 93;
527 Ehrlicher 2008a, S.
528 42ff.; Blasco 2007,
529 S. XVII; Gómez Canseco
530 2008, S. 33ff.
531 451
532 452
533 [48] 453 Die Frage ist nun, warum man den zahlreichen Autorschaftsattributionen eine weitere
454 hinzufügen sollte, die ebenso wenig stichhaltige Beweise liefern kann wie die vorigen.
455 Es geht zum einen darum, eine Methode zu betrachten, deren Funktionalität in
456 mathematisch-statistischer Hinsicht weit intensiver untersucht wurde und zahlreich
457 in
458 anderen Kontexten erprobt ist. Zur wissenschaftlichen Diskussion der Methode gehört
459 aber
460 auch, dass daraus eben kein Wahrheitsanspruch abgeleitet wird, sondern eine kritisch
461 abwägende Analyse der Ergebnisse, die am Ende offen bleiben muss. Leisten kann eine
462 solche Analyse jedoch, eine Revision der vorliegenden Autorschaftsattributionen sowie
463 eine neue Ausrichtung der literaturwissenschaftlichen Kanondebatte um die stilistische
464 Qualität des vermeintlich gefälschten Quijote.
465 Zur Weiterentwicklung der Methode selbst kann hier nur insofern beigetragen werden,
466 als
467 bisher ausgeschlossen wurde, dass ein thematisches Signal die Gruppierung wesentlich
468 beeinflussen könnte, dies zwar im Fall der drei Quijotes überlegenswert erscheint, aber hier widerlegt werden kann.
469 Außerdem liegen für spanischsprachige Texte noch wenige Untersuchungen vor, die Stilometrie mit
470 Stylo für R anwenden.[35] Eine Beweisführung im mathematischen Sinne kann aus
471 literaturwissenschaftlichem Kontext heraus diesbezüglich nicht erfolgen. Die
472 Funktionalität der Methode muss an dieser Stelle nicht erneut erklärt werden.[36] Es lässt
473 sich zwar nach wie vor darüber streiten, ob die Verteilung von Häufigkeiten in der
474 Verwendung der MFW (Most frequent words) tatsächlich das
475 entscheidende Merkmal zur Unterscheidung von Autorenstilen sein kann, aber die
476 Untersuchungen sollen hier schlicht eine Diskussionsebene eröffnen, die einen Vergleich
477 zu den bisherigen, auf hermeneutischem oder auch den oben erwähnten pseudostatistischen
478 Weg ermittelten Ergebnissen anbietet.
534 479
535 Vgl. Eder et al. 2016b, S. 480 Um ein Vergleichskorpus für die drei Quijotes
536 118ff.; Eder 2016, Gladwin et al. 2015, S. 481 zusammenzustellen, das sowohl bezüglich der Zeit, der Gattung und auch des Umfangs
537 14f. 482 ähnlich ist, wurden aus den frei zugänglichen virtuellen Bibliotheken Wikisource,
483 BVMC,
484 Project Gutenberg sowie pdf-Editionen von Enrique Suárez Figaredo die entsprechenden
485 Werke im Textformat gespeichert und eine Tabelle erstellt, die Metadaten wie Edition,
486 Ressource, Sprachform (altspanisch oder neuspanisch) sowie die Anzahl der Wörter und
487 die
488 Spezifizierung der Gattung oder Subgattung enthält (zusätzlich zu den ohnehin
489 unerlässlichen Daten wie Autorname, Titel, Jahr). Dabei zeigte sich, dass im Umfang
490 des
491 Quijote, d.h. über 100.000 Wörter, nur noch
492 7 weitere Texte zum Vergleich in Frage kämen: Alemáns Guzmán de
493 Alfarache, Suárez de Figueroas historischer Roman El
494 Pasajero, Úbedas Pícara
495 Justina (dessen Autorschaft ebenfalls umstritten ist), mit Espinels
496 Vida del escudero Marcos de Obregón und
497 Alcalá Yañez‘ Alonso, mozo de muchos amos
498 zwei weitere Pícaro-Romane sowie de Silvas Fortführung der Celestina: Segunda Celestina (Tragikomödie) und schließlich die
499 Crónica de la Nueva España von Cervantes de
500 Salazar. Richtet man sich nur nach dem Umfang der Werke, ergeben sich Probleme der
501 Gattungseinheitlichkeit sowie der Einzeltexte, die prinzipiell keinen Partner finden
502 können (vgl. Abbildung 3). Da
503 Untersuchungen vorliegen, die ein verlässliches Ergebnis auch bei Werken
504 unterschiedlicher Länge nachweisen,[37] wurden auch hier unterschiedliche
505 Größen zugelassen. Wie die ersten Ergebnisse zeigen, funktioniert die Zuordnung der
506 Texte nach Autoren trotzdem einwandfrei (vgl. Abbildung 3, Abbildung 4 und Abbildung 5). Die Problematik einer Edition der
507 »vielen Hände« bleibt davon allerdings unberührt, da bereits die
508 Erstausgaben dieses Problem aufweisen.[38] Auch ist nicht gesichert, ob die von den virtuellen Bibliotheken
509 zur Verfügung gestellten Metadaten korrekt sind (vgl. Anm. 7). Doch selbst wenn wir
510 all
511 diese Unwägbarkeiten berücksichtigen, sind die Ergebnisse aufgrund der Anzahl der
512 verglichenen Texte und Wörter statistisch dennoch relevant, weil es sich kaum auswirkt,
513 ob ein oder mehrere wenige Wörter von 5000 mit dem Originalmanuskript oder anderen
514 Editionen des gleichen Werkes unterschiedlich sind und so z.B. »mismo« oder
515 entsprechend der älteren Form »mesmo« geschrieben wird. Gerade an diesem
516 Beispiel lässt sich die sprachliche Einheitlichkeit des Korpus’ überprüfen. Das
517 Funktionswort »mismo / mesmo« ( »gleich«) gehört gewöhnlich zu
518 den 150 am häufigsten verwendeten Wörtern (MFW) in den untersuchten Texten.[39] Solche verschiedenen
519 Schreibformen, die zu unterschiedlichen Treffern bezüglich der MFW führen, werden
520 in der
521 Fachdiskussion als »Noise« bezeichnet, der z.B. im Fall von
522 mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Literatur mit sehr vielen unterschiedlichen
523 Schreibweisen recht hoch ist und dennoch die Funktionalität der Stilometrie nicht
524 entscheidend beeinflusst.[40]
525 Für die Auswertungen wurde das von Jannidis et al. getestete cosine Delta
526 verwendet,[41] das über die Serie
527 von Experimenten 100-5000 MFW konstant gute Ergebnisse brachte. Als Ausgangssituation
528 wurden die Romane von Cervantes und die beiden Teile des Guzmán
529 de Alfarache von Mateo Alemán mit einem Umfang etwa 100.000 Wörtern
530 verglichen (Abbildung 3).
538 531
539 532
540 [49]
541 533
542 Vgl. 534 Abb. 3: Dendrogramm, cosine Delta, 2600 MFW (von
543 Strosetzki 1991, S. 93; 535 200-4800 MFW alle konstant) ©Rißler-Pipka 2016
544 Ehrlicher 2008b, S. 42ff. 536
545 Blasco 2007, S. XVII. 537 Fügt man nach bewährtem Verfahren danach zunächst diejenigen Werke hinzu, die zwar
546 Gómez Canesco 2008, S. 33ff. zur These des Stilbruchs ab Kap. 60 und 538 unterschiedlicher Länge, aber gleicher Gattung sind und von denen zumindest zwei von
547 Coufal / Juola 2010, S. 539 einem Autor im Korpus vorhanden sind, zeigt sich, dass zum einen das Korpus nicht
548 2 zur These, dass 69 von 74 Kapiteln nicht aus der Feder von Cervantes stammen. 540 entsprechend viele Texte von allen möglichen Autorschaftskandidaten hergibt und zum
541 anderen aber, dass die Gruppierungen nach wie vor gut funktionieren (Abbildung 4).
542
543
544
545 Abb. 4: Dendrogramm: cosine Delta, 4600 MFW (16 Texte
546 von Cervantes, 2 von Quevedo, 2 von Alemán, 3 von Salas Barbadillo, 2 von Suárez
547 Figueroa, 3 von Castillo Solórzano, 6 von Cespedes y Meneses = 34 Texte)
548 ©Rißler-Pipka 2016
549
550 Als einziger anonymer Text wurde außerdem Avellanedas Quijote
551 II-A hinzugefügt. Er wird nicht zu dem Kandidaten für die Autorschaft
552 Suárez de Figueroa gruppiert, sondern scheint mit den beiden Quijote-Bänden von Cervantes eine eigene ›Gruppe‹ zu formen. Ebenso
553 wie die Werke von Alemán und Quevedo das narrative Werk von Cervantes hier unterteilen,
554 bilden die drei Quijotes einen eigenen Ast auf
555 dem Dendrogramm. Interessant ist auch die Aufteilung zwischen den als
556 Klassikern der spanischen Literaturgeschichte bekannten Autoren (Cervantes, Quevedo,
557 Alemán) und den weniger bekannten Autoren (Salas Barbadillo, Suárez de Figueroa,
558 Castillo Solórzano und Cespedes y Meneses). Legt man den Gattungsbegriff hier streng
559 aus, sind auch die Werke España defendida
560 (»poema heroico«, ein episches Heldengedicht) von Suárez de Figueroa und
561 La peregrinación sabia (»fábula en
562 prosa«, eine Fabel) von Salas Barbadillo als Abweichungen von der narrativen
563 Gattung zu sehen. Trotz dieser Abweichungen werden diese Texte hier korrekt nach dem
564 Autorschaftssignal gruppiert.
565
566 Fasst man jedoch die Frage nach Gattung und Umfang der Werke als Vergleichbarkeitsindiz
567 enger und verzichtet dafür auf die Bedingung, dass mindestens zwei Texte eines Autors
568 vorhanden sein müssen, erhält man zwar bedeutend weniger Texte, aber auch ein stimmiges,
569 interessantes Ergebnis (Abbildung
570 5).
571
572
573
574 Abb. 5: Dendrogramm, cosine Delta, 4600 MFW (alle
575 Texte mind. 100.000 Wörter: 11 Texte) ©Rißler-Pipka 2016
576
577 Sämtliche Einzeltexte außer Avellanedas versammeln sich hier auf einem Ast. Dies ist
578 besonders bemerkenswert, weil mit Úbeda (alias Baltasar Navarrete) und Suárez de
579 Figueroa zwei Autorschaftskandidaten für Avellaneda im Korpus sind. Mit 11 Texten
580 ist
581 das Korpus zwar recht klein, aber da alle sehr umfangreich sind, gleicht sich dies
582 wieder aus (1 Roman entspricht ca. 10 Novellen). Deutlich wird aber auch, dass nicht
583 etwa die beiden Quijote II und Quijote II-A unmittelbar auf einem Ast gruppiert werden,
584 sondern Quijote I und Quijote II von Cervantes.
585
586 Fügt man nun beide Experimente zusammen, wird das Ergebnis erstaunlicherweise noch
587 stimmiger (Abbildung 6).
588
589
590
591 Abb. 6: Dendrogramm, cosine Delta, 4600 MFW (39 Texte)
592 ©Rißler-Pipka 2016
593
594 Obwohl mit Pasamonte hier ein weiterer Kandidat für die Autorschaft Avellanedas
595 hinzugekommen ist, bleibt die Gruppierung im Grunde mit den obigen beiden Experimenten
596 identisch: Quevedo und Alemán verschwinden aus dem Cervantes-Block und gruppieren
597 sich
598 in den Block der Einzeltexte (bilden aber nach wie vor autorschaftsgemäß einen Ast).
599 Suárez de Figueroas Pasajero wandert wieder zu
600 seinem passenden Text des gleichen Autors – trotz der Gattungsdifferenz. Avellaneda
601 bleibt mit Quijote-Block.
602
603 Schwieriger wird es bei Texten, die stilistisch gar nicht zu den anderen passen und
604 auf
605 diese Weise das Gesamtgefüge stören. Ein Beispiel dafür wäre die Crónica de la Nueva España von Cervantes de Salazar oder
606 La mosquea (ein episches Gedicht) von
607 Villaviciosa (vgl. Abbildung
608 7).
609
610
611
612 Abb. 7: Dendrogramm, cosine Delta, 4500 MFW (44 Texte)
613 ©Rißler-Pipka 2016
614
615 Während zuvor Gattungsdifferenzen und auch Einzeltexte noch kaum Auswirkungen hatten,
616 zerstört die Hinzufügung von hier insgesamt 5 neuen Texten das Gesamtgefüge und ergibt
617 auch literarhistorisch betrachtet keinen Sinn mehr. Die vorher korrekt zusammen
618 gruppierten Werke von Suárez de Figueroa, Quevedo und Cervantes werden auseinander
619 gerissen, und man mag stilistisch und hermeneutisch betrachtet beim besten Willen
620 keine
621 Verbindung zwischen der Crónica de la Nueva
622 España und der Novelle El licenciado
623 Vidriera von Cervantes entdecken.
624
625 Bei Einzeltexten, wie es auch der Quijote II-A
626 ist, besteht generell in der Gruppierung im Dendrogramm (die statistisch
627 gesehen nach dem nearest neighbour-Prinzip verläuft) die Gefahr, dass relativ weit
628 voneinander entfernte Texte auf einem Ast gruppiert werden, weil sie schlichtweg von
629 den
630 anderen Texten noch weiter entfernt sind und eigentlich gar nicht in die Auswahl passen.
631 Eine Überprüfung dieser Distanzen und der möglicherweise unverhältnismäßigen Gruppierung
632 ist aber durch einen Blick auf die Distanzwerte in der von Stylo erstellten Tabelle
633 »frequencies analyzed« möglich. Hier muss man sich nicht allein auf die
634 Visualisierung verlassen, sondern kann die Werte dahinter einsehen.
635
636 Nimmt man folgerichtig die beiden Texte mit der größten stilistischen Abweichung wieder
637 heraus (Crónica de la Nueva España und
638 La mosquea) und fügt statt dessen drei der
639 wenigen narrativen Texte von Lope de Vega hinzu (um den letzten Kandidaten für die
640 Person Avellanedas dabei zu haben), ergibt sich trotz der großen Bandbreite zwischen
641 unterschiedlicher Länge und Subgattung wieder ein nachvollziehbares Clustering (Abbildung 8).
642
643
644
645 Abb. 8: Dendrogramm, cosine Delta, 5000 MFW (49 Texte,
646 abgekürzte Titel) ©Rißler-Pipka 2016
647
648 Zwar sind mit dem Lazarillo (I+II) zwei weitere
649 anonyme Werke und mit der Novelle Tía fingida
650 von Cervantes ein umstrittenes Werk hinzugekommen, aber die Zuordnung ist außer bei
651 Quevedo und der pikaresken Novelle Coloquio de los
652 perros von Cervantes weiterhin korrekt. Interessant ist hier, dass
653 sich der pikareske Block zwischen den späteren Pícaro-Romanen um den Guzmán de Alfarache und den frühen um den Lazarillo in zwei Äste aufteilt, die dementsprechend auch
654 die beiden Texte Quevedos trennen.
655
656 Zur Darstellung von Distanzen im Raum eignet sich allerdings auch die
657 Netzwerkvisualisierung mithilfe von Gephi, die Stylo durch die Ausgabe einer
658 Kantentabelle ermöglicht. Die Übersichtlichkeit ist bei dem recht groß gewählten Korpus
659 zwar nicht mehr vollständig gegeben, aber man erkennt deutlich, dass die Verbindung
660 im
661 Cervantes-Werk (inkl. Avellaneda) und den pikaresken Romanen jeweils besonders stark
662 ist
663 (hier gekennzeichnet durch Dicke und Farbintensität der Kanten).
664
665
666
667 Abb. 9: Netzwerkvisualisierung mit Gephi (vgl. Bastian et al. 2009)
668 ©Rißler-Pipka 2016
669
670 Die meisten Einzeltexte scheinen aber in diesem Korpus nicht zum Problem zu werden,
671 weil sie zusammen gruppiert werden. Gattungshistorisch interessant ist dabei, dass
672 es
673 die pikaresken Romane sind, die allesamt konstant einen Ast des
674 Dendrogramms für sich beanspruchen, obwohl es sich zumeist um Einzeltexte
675 handelt. Vermutlich ist allein die Präsenz eines autobiographisch berichtenden
676 Ich-Erzählers derart stilprägend, dass es sich auf die statistische Verteilung des
677 MFW
678 auswirkt.
679
680 Das narrative Werk von Cervantes wird unabhängig von der zum Teil sehr
681 unterschiedlichen Länge der Texte zwischen den großen Romanen (ca. 100.000 Wörter)
682 und
683 den Novellen (ca. 5.000 Wörter) recht einheitlich in den verschiedenen
684 Parameterversuchen zusammen gruppiert. Nur die Novelle Coloquio
685 de los perros verirrt sich bei manchen Korpuskonstellationen in den
686 pikaresken Block (vgl. Abbildung 8
687 und vorige). Doch auch diese Gruppierung passt prinzipiell zur literaturgeschichtlichen
688 Debatte, gilt doch gerade diese Novelle Cervantes‘ als besonders nah an der
689 Pikareske.
690
691 Was nun die Frage nach der Autorschaft des »falschen« Quijote angeht, so
692 wurden für die Identität Avellanedas bisher vor allem Lope de Vega, Suárez Figueroa,
693 Ginés de Pasamonte und zuletzt Baltasar Navarrete (alias Úbeda als Autor der
694 Pícara Justina) als Kandidaten angeführt.
695 Alle vier sind mit mindestens einem Werk im Korpus vertreten, werden aber nicht mit
696 Avellaneda zusammen gruppiert. Dagegen könnte man nun einwenden, dass die Beispieltexte
697 schlicht stilistisch so unterschiedlich sind, weil sie nicht der gleichen Gattung
698 angehören oder weil der Autor gerade für den Quijote
699 II-A den Stil von Cervantes perfekt nachahmte. Die Tatsache, dass der
700 Quijote II-A immer mit den beiden Quijotes
701 von Cervantes gruppiert wird, lässt leicht die Vermutung zu, dass es sich hier doch
702 um
703 eine thematisch bedingte Gruppierung handeln muss.
704
705 Dieser letzten Frage kann man auf verschiedene Art und Weise nachgehen. Ein erster
706 leichter Ansatz wäre es, die Hauptthemenwörter wie »Quijote«,
707 »Sancho«, »Caballero«, die zum Teil auch in den MFW des
708 Gesamtkorpus einen hohen Stellenwert einnehmen, schlicht aus der Wortliste zu streichen.
709 Das führt allerdings erwartungsgemäß nicht zu einer Veränderung des Ergebnisses (vgl.
710 Abbildung 10 und Abbildung 11). Für eine bessere
711 Übersicht wurden hier die Einzeltexte wieder entfernt. Eine Änderung erfolgt nur
712 zwischen 500 und 600 MFW, darüber ist alles wie bisher.
713
714
715
716 Abb. 10: Dendrogramme mit cosine Delta, 500 und 600
717 MFW: nur bis 500 MFW wird der Quijote II-A nicht direkt mit
718 den beiden Quijotes von Cervantes gruppiert. ©Rißler-Pipka
719 2016
720
721
722
723 Abb. 11: Dendrogramme mit cosine Delta, 500 und 600
724 MFW: nur bis 500 MFW wird der Quijote II-A nicht direkt mit
725 den beiden Quijotes von Cervantes gruppiert. ©Rißler-Pipka
726 2016
727
728 Auch wenn man »Culling« auf z.B. 20 einstellt, d.h. dass nur
729 solche Wörter in die Berechnung einbezogen werden, die in 20 % aller Texte des
730 Gesamtkorpus vorkommen, verändert sich das Ergebnis nicht (vgl. Abbildung 12).[42] Auf diese Weise finden Wörter, die nur in
731 z.B. drei Werken (wie den Quijote-Bänden) vorkommen, weil es beispielsweise die Namen
732 der Hauptfiguren sind, keine Beachtung. So ist wesentlich unabhängiger von bestimmten
733 selbst ausgewählten Wörtern (wie oben »Quijote« etc.) eine statistisch
734 verwertbare Einschränkung der Wortliste gewährleistet. Doch wenn selbst dieses Feature
735 keine Veränderung der Ergebnisse hinsichtlich inhaltlicher Gruppierung ergibt, kann
736 man
737 diesen Hintergrund mit einiger Sicherheit ausschließen.
738
739
740
741 Abb. 12: Bootstrap Consensus Tree, cosine Delta,
742 1000-4000 MFW, Culled 20% ©Rißler-Pipka 2016
743
744 Der Bootstrap Consensus Tree bietet hier die Möglichkeit noch mehr Texte
745 in das Korpus aufzunehmen, die, wie man in Abbildung 12 sehr schön sehen kann, nach Gattung und
746 Autor sortiert werden. So erkennt man klare Trennungen zwischen dramatischen, lyrischen
747 und narrativen Texten, und Autoren, die in allen drei Gattungen vorhanden sind (wie
748 z.B.
749 Lope de Vega), werden zumindest innerhalb des Gattungsasts korrekt gruppiert.
750
751 Um vollständig sicher zu gehen, dass hier keine inhaltlich-thematische Beeinflussung
752 der Gruppierung vorliegt, kann man auch einfach die beiden Quijote-Bände von Cervantes aus dem Gesamtkorpus entfernen und dann schauen,
753 wohin Avellaneda mit seinem falschen Quijote
754 gruppiert wird (Abbildung 13). Auch
755 hier wird Avellaneda in den Cervantes-Block eingeordnet, obwohl sich auch nach wie
756 vor
757 die Novelle Colloquio de los perros von
758 Cervantes in den Pícaro-Block gruppiert.
759
760
761
762 Abb. 13: Dendrogramm, cosine Delta, 5000 MFW (49
763 Texte, abgekürzte Titel) ©Rißler-Pipka 2016
764
765 Es ändert sich trotz der Entfernung der direkten Partner des Quijote II-A im Vergleich zur ähnlichen Konstellation aus Abbildung 8 nichts in Bezug auf
766 Avellanedas Gruppierung. Avellaneda scheint seinen Stil erfolgreich demjenigen von
767 Cervantes anzupassen.
768
769 Daraus zu schließen, dass Cervantes und Avellaneda ein und dieselbe Person sind, wäre
770 verfrüht. Zumal Cervantes’ Werk selbst nicht vollständig in einen Block gruppiert
771 wird
772 und auch nicht dasjenige von Quevedo oder Salas Barbadillo. Offensichtlich ist daher
773 nicht allein die Autorschaft entscheidendes Signal, sondern gerade in diesem Korpus
774 des
775 Siglo de Oro auch die Subgattung entscheidend. Interessant ist auch, dass Avellanedas
776 Quijote II-A mit über 100.000 Wörter nicht
777 zu Cervantes’ Persiles oder Galatea gruppiert wird, die als einzige aus dem Werk von
778 Cervantes etwa ebenso lang wären.
779
780 Wenn die Zusammensetzung des Korpus also insgesamt schwierig ist, lohnt sich vielleicht
781 ein Blick ins Detail der drei oder zwei Quijotes. Angesichts des großen Umfangs könnte man auch aus jedem
782 Kapitel einen eigenen Text machen, der immer noch ca. 4000 Wörter hätte. Würde sich
783 die
784 These einer sehr großen Ähnlichkeit des Stils bzw. eines nahezu identischen Stils
785 bestätigen, müssten die Kapitel von Quijote II-A
786 und Cervantes’ Quijote durchmischt werden. Sie
787 werden jedoch nach Autor korrekt gruppiert, bis auf das Kapitel 5 von Cervantes und
788 35
789 von Avellaneda, die als einzige zusammen eingeteilt werden (Abbildung 14).
790
791
792
793 Abb. 14: Dendrogramm, cosine Delta, 2200 MFW (Kapitel
794 von Quijote II-A und Quijote II)
795 ©Rißler-Pipka 2016
796
797 Die klare Trennung beider Bücher nach Kapiteln deutet auch nicht auf ein Abschreiben
798 des einen oder anderen Autors hin,[43] sondern auf
799 eine durchaus sichtbare stilistische Trennung. Kollaborative Autorschaft oder ein
800 Stilwechsel mitten im Buch wie er von einigen in Bezug auf Cervantes angenommen
801 wird,[44] lässt sich auf diese Weise nicht widerlegen.
802
803
804
805 6. Die Möglichkeit einer kollaborativen Autorschaft: Test des »rolling
806 delta« für den Quijote II von
807 Cervantes
808
809
810 Wenn Cervantes und Avellaneda auch nicht ein und dieselbe Person sind, so scheint
811 es
812 doch möglich, dass beide an den Büchern zusammengearbeitet haben oder jeweils sehr
813 gut
814 den Stil des anderen nachahmen konnten. Daher bietet sich abschließend die
815 stilometrische Untersuchung des »rolling delta« an, um eine mögliche
816 kollaborative Autorschaft am Quijote II
817 nachzuweisen – oder mindestens die Teile des Quijote
818 II aufzudecken, die sich besonders dem Quijote
819 II-A annähern. Rolling delta bedeutet, dass der Gesamttext
820 automatisch in Abschnitte eingeteilt wird und die Delta-Berechnung sozusagen
821 abschnittsweise über die Texte verläuft. Es geht darum, stilistische Veränderungen
822 oder
823 Wechsel in einem bestimmten Text herauszufinden.[45] Angewendet auf den Quijote II von
824 Cervantes würde das auch bedeuten, die These, dass Cervantes ab Kapitel 60 seinen
825 Stil
826 grundlegend wegen der Kenntnis über den apokryphen Quijote ändere oder sogar einen
827 Großteil der Kapitel nicht selbst geschrieben habe[46], überprüfen zu können.
828
829 Daher wurde hier als zu testender Text der Quijote
830 II von Cervantes zugrunde gelegt (secondary set) und mit Avellanedas
831 Quijote II-A sowie mit Quijote I und dem Persiles von Cervantes und danach mit Quevedos Buscón verglichen (primary set). Die Ergebnisse führen
832 leider nicht sehr viel weiter, was die Frage nach einer kollaborativen Autorschaft
833 betrifft (vgl. Abbildung 15, Abbildung 16 und Abbildung 17).
834
835
836
837 Abb. 15: Rolling Delta, Windowsize 5000 (Oben: Av_Qu
838 = Quijote II-A; C_Qu1 = Quijote I; Mitte: + C_Persiles; Unten: + Quev_Buscon)
839 ©Rißler-Pipka 2016
840
841
842
843 Abb. 16: Rolling Delta, Windowsize 5000 (Oben: Av_Qu
844 = Quijote II-A; C_Qu1 = Quijote I; Mitte: + C_Persiles; Unten: + Quev_Buscon)
845 ©Rißler-Pipka 2016
846
847
848
849 Abb. 17: Rolling Delta, Windowsize 5000 (Oben: Av_Qu
850 = Quijote II-A; C_Qu1 = Quijote I; Mitte: + C_Persiles; Unten: + Quev_Buscon)
851 ©Rißler-Pipka 2016
852
853 Es gibt keinen sogenannten »shift« im Stil des Quijote II, der sich beispielsweise mit dem Quijote II-A abwechseln würde. In der Grafik sehen wir nur die im
854 Verhältnis zum secondary set (Quijote II)
855 getesteten Werke. Ihre stilistische Nähe zum fraglichen Quijote
856 II zeigt sich durch die Nähe der Linie zur x-Achse. Weiter unten
857 angesiedelte Texte sind dem fraglichen Text also am nächsten. Nun sieht man hier
858 erstens, dass die beiden Texte von Cervantes seinem Quijote
859 II doch noch etwas näher sind als der Quijote II-A und dass die Linien quasi parallel verlaufen und sich
860 kaum überschneiden. Letzteres hätte für eine kollaborative Autorschaft gesprochen,
861 weil
862 dann ein anderer Autor an dieser Stelle des Buches sozusagen übernommen und für den
863 ursprünglichen Autor ein Stück eingefügt hätte, um dann später wieder aus dem Buch
864 zu
865 verschwinden (erneute Linienkreuzung). Dennoch sieht man auch wie nahe sich die beiden
866 Linien von Quijote I und Quijote II-A kommen und der Persiles von Cervantes zum Teil stilistisch näher am Quijote II ist als der Quijote
867 I. Tatsächlich einschätzen kann man die stilistische Nähe zwischen
868 den Texten von Cervantes und demjenigen von Avellaneda aber erst, wenn man sich den
869 Vergleich zu Quevedos Buscón ansieht. Diese
870 Linie (Abbildung 17) weicht
871 deutlich von den unteren drei ab und hat, wie erwartet, deutlich mehr Abstand zum
872 Quijote II als die anderen drei Texte.
873
874
875
876 7. Schlussfolgerungen: Wie können die Ergebnisse der stilometrischen Untersuchung
877 in
878 die Fachdiskussion rückgeführt werden?
879
880
881 Es konnte gezeigt werden, dass mit relativ einfachen Mitteln wie der Verwendung des
882 stylo Packages für R die stilometrische Methode angewendet und
883 verifiziert werden konnte. Wichtig ist es im Methodenvergleich die zahlreichen
884 pseudostatistischen Autorschaftsattributionen zu widerlegen, damit nicht jegliche
885 Form
886 von scheinbar quantitativer und digitaler Methodik als unseriös abgestempelt wird.
887
888 Abseits der eigentlichen Autorschaftsfrage konnten zudem Themen diskutiert werden,
889 die
890 stilistische Ähnlichkeiten und literaturgeschichtliche Einteilungen betreffen und
891 damit
892 für die Literaturwissenschaft insgesamt interessant sind. Wie vielfältig neue
893 Perspektiven geschaffen werden, zeigen die verschiedenen Experimente. Dabei geht es
894 eben
895 nicht darum, zu bestätigen, was die Literaturgeschichte schon seit Jahren proklamiert,
896 sondern zum einen festgefahrene Diskussionen wie diejenige um die stilistische Qualität
897 des Nachahmers von Cervantes im Vergleich zum Original aufzubrechen und zum anderen
898 die
899 technisch-mathematische Diskussion der Stilometrie an die Lektüre des Textes sinnvoll
900 wieder anzubinden. Auch der editionsgeschichtliche und zeitgeschichtliche Hintergrund
901 trägt dazu bei, gleichzeitig die Textgrundlage generell (unabhängig von der Qualität
902 der
903 digitalen Edition) und die Lektüregewohnheiten der Zeit einzubeziehen. Der Autor ist
904 im
905 Siglo de Oro noch eine junge Erfindung und Spielball des geistreichen Scherzes im
906 Quijote und anderen Werken. Gerade aus
907 diesem Grund müssen auch abseitig erscheinende Überlegungen wie eine Zusammenarbeit
908 von
909 Cervantes und Avellaneda in Betracht gezogen werden, ohne dies als bewiesenen Fakt
910 zu
911 präsentieren, wie die Ergebnisse in den zahlreichen Autorschaftsattributionen
912 angepriesen werden. Stilometrie bleibt zum überwiegenden Teil eine
913 Interpretationsaufgabe, die wie jede hermeneutische Analyse mithilfe von verschiedenen
914 Indizien argumentiert, aber nur überzeugen und nicht letztgültig beweisen kann.
549 915
553 919
554 920 Fußnoten
555 Bibliographische Angaben
556 921
557 922
558 Mercedes Agulló y Cobo: A vueltas con el autor del 923 [1]
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718 Gattungsgeschichten. Minnesang zwischen generischer Konstanz und Wende. In: Zeitschrift
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720 924
721 Weiterführende Literatur 925 Vgl. den Github-Account von Nanette Rißler Pika.
722 926
723 927
724 Mateo Alemán: Guzmán de Alfarache. Segunda Parte. 928 [2]
725 Alicante 2000. [online] 929
726 Alonso Fernández de Avellaneda: Segundo tomo del 930 Vgl. dazu die Kritik an der
727 ingenioso hidalgo don Quijote de la Mancha. Hg. von Luis Gómez Canseco. Madrid 2014. 931 Biblioteca Virtual Miguel Cervantes von Fradejas Rueda 2016.
728 [Nachweis im GVK]
729 Javier Blasco: La lengua de Avellaneda en el espejo de
730 »La pícara Justina«. In: Boletín de la Real Academia Española 85 (2005), H. 291–292,
731 S.
732 53–109. PDF. [online] [Nachweis im GVK]
733 Roger Chartier: Materialidad del texto,
734 textualidad del libro. In: Orbis Tertius 11 (2006), H. 12. [online]
735 Antonio Cruz Casado: Revisión de una hipótesis. Juan
736 Valladares de Valdelomar; autor del »Quijote«. In: Tus obras los rincones de la tierra
737 descubren. Actas del VI
738 congreso internacional de la Asociación de Cervantistas. Hg. von Alexia Dotras Bravo
739 /
740 José Manuel Lucía Megías / Elisabet Magro García / José Montero Reguera. (Congreso
741 Internacional de la Asociación de Cervantistas: 6, Alcalá de Henares, 13.-16.12.2006)
742 Alcalá de Henares 2008, S. 269-283. PDF. [online] [Nachweis im GVK]
743 Alfonso Martín Jiménez: Cotejo por medios
744 informáticos de la Vida de Pasamonte y el Quijote de Avellaneda. In: Etiópicas 3 (2007),
745 S. 69-131. PDF. [online]
746 Jan Rybicki / Maciej Eder: Deeper Delta across genres
747 and languages: do we really need the most frequent words? In: Literary
748 and Linguistic Computing 26 (2011), H. 3, S. 315–321. DOI: 10.1093/llc/fqr031 [Nachweis im GVK]
749 Nanette Rißler-Pipka: Avellaneda y los problemas de
750 la identificación del autor. Propuestas para una investigación con nuevas herramientas
751 digitales. In: El otro Quijote. La continuación de Avellaneda y sus efectos. Hg. von
752 Hanno Ehrlicher. Augsburg 2016, S. 27–51. [online]
753 Antonio Sánchez Portero: El autor del ›Quijote‹ de
754 Avellaneda es Pedro Liñán de Riaza, poeta de Calatayud. Edición digital por cortesía
755 del autor para la Biblioteca Virtual Miguel de Cervantes. Alicante 2006. [online]
756 932
757 933
934 [3]
935
936 Vgl. Cervantes 2005 [1615], S. 26.
758 937
759 938
939 [4]
760 940
761 941 Vgl. Blasco 2007, S. XIV
762 Abbildungslegenden und -nachweise 942 sowie
763
764
765 Abb. 1: Visualisierung in Jiménez 2016, S. 34.
766
767
768 Abb. 2: Fensteransicht der Suchabfrage »Lazarillo« in
769 TextGrid Repository.
770
771
772 Abb. 3: Dendrogramm, cosine Delta, 2.600 MFW (von 200-4800 MFW
773 alle konstant). [Rißler-Pipka 2016]
774
775
776 Abb. 4: Dendrogramm: cosine Delta, 4.600 MFW (16 Texte von
777 Cervantes, 2 von Quevedo, 2 von Alemán, 3 von Salas Barbadillo, 2 von Suárez Figueroa,
778 3
779 von Castillo Solórzano, 6 von Cespedes y Meneses = 34 Texte). [Rißler-Pipka 2016]
780
781
782 Abb. 5: Dendrogramm, cosine Delta, 4.600 MFW (alle Texte mind.
783 100.000 Wörter: 11 Texte). [Rißler-Pipka 2016]
784
785
786 Abb. 6: Dendrogramm, cosine Delta, 4.600 MFW (39 Texte). [Rißler-Pipka 2016]
787
788
789 Abb. 7: Dendrogramm, cosine Delta, 4.500 MFW (44 Texte). [Rißler-Pipka 2016]
790
791
792 Abb. 8: Dendrogramm, cosine Delta, 5.000 MFW (49 Texte,
793 abgekürzte Titel). [Rißler-Pipka 2016]
794
795
796 Abb. 9: Netzwerkvisualisierung mit Gephi (vgl. Bastian et al. 2009). [Rißler-Pipka 2016]
797
798
799 Abb. 10: Dendrogramme mit cosine Delta, 500 und 600 MFW: nur
800 bis 500 MFW wird der Quijote II-A nicht direkt mit den beiden Quijotes von Cervantes gruppiert. [Rißler-Pipka 2016]
801
802
803 Abb. 11: Dendrogramme mit cosine Delta, 500 und 600 MFW: nur
804 bis 500 MFW wird der Quijote II-A nicht direkt mit den beiden Quijotes von Cervantes gruppiert. [Rißler-Pipka 2016]
805
806
807 Abb. 12: Bootstrap Consensus Tree, cosine Delta, 1.000-4.000 MFW,
808 Culled 20%. [Rißler-Pipka 2016]
809
810
811 Abb. 13: Dendrogramm, cosine Delta, 5.000 MFW (49 Texte,
812 abgekürzte Titel). [Rißler-Pipka 2016]
813
814
815 Abb. 14: Dendrogramm, cosine Delta, 2.200 MFW (Kapitel von Quijote II-A und Quijote II). [Rißler-Pipka 2016]
816
817
818 Abb. 15: Rolling Delta, Windowsize 5.000 (Oben: Av_Qu = Quijote
819 II-A; C_Qu1 = Quijote I; Mitte: + C_Persiles; Unten: + Quev_Buscon). [Rißler-Pipka 2016]
820
821
822 Abb. 16: Rolling Delta, Windowsize 5.000 (Oben: Av_Qu = Quijote
823 II-A; C_Qu1 = Quijote I; Mitte: + C_Persiles; Unten: + Quev_Buscon). [Rißler-Pipka 2016]
824
825
826 Abb. 17: Rolling Delta, Windowsize 5.000 (Oben: Av_Qu = Quijote
827 II-A; C_Qu1 = Quijote I; Mitte: + C_Persiles; Unten: + Quev_Buscon). [Rißler-Pipka 2016]
828
829
830